Ist der Milser Bär tatsächlich schon so alt!

 

Darüber muss jetzt nicht mehr länger gerätselt und spekuliert werden, weil die Milser Matschgerer sind der Sache professionell und wissenschaftlich auf den Grund gegangen. Werner Anfang von den Milser Matschgerern hat nämlich zu Dr. Matthaes Martin, (Altersbestimmung von Kunstobjekten in Nonnenhorn am Bodensee) Kontakt aufgenommen und nach ausführlichem Informationsaustausch einen Termin für eine Laboruntersuchung vereinbart. Am 13.11.2016 konnte die Reise zum Bodensee dann in Angriff genommen werden. Obmann Thomas Ried fuhr in Begleitung von Werner Anfang und Christian Pittl mit dem alten Milser Bären und noch vier weiteren alten Larven im Gepäck zum Labor Matthaes am Bodensee. Allein die Entnahme der erforderlichen Holzproben aus den mitgebrachten Larven war ein spannendes Erlebnis, an dem wir aktiv mitgewirkt haben.

 

Eine Woche später war es dann so weit. Post aus Nonnenhorn traf ein und sollte auf die Frage Gewissheit bringen - wie alt ist der Milser Bär? und wie alt sind diese Larven, die sich seit Generationen im Besitz von Milser Familien befinden.

Die Altersbestimmung beim Milser Bären bestätigte zum einen, dass dieser im Laufe der Jahre schon unzählige Male repariert wurde und zum anderen, dass die Larve eigentlich noch älter ist als wir angenommen hatten.

So ergaben zwei Proben aus Reparaturstellen der Larve, die Datierung 1955 (60 +/- 25 Jahre) und zwei weitere Proben aus dem Ursprungsholz, die Datierung 1685 (also 330 +/- 40 Jahre).

 

Bei den anderen Larven ergaben die Expertisen: Der Weiße von Peter Zimmermann wurde datiert mit 1855 (160 +/- 30 Jahre).Der Hiatler von Walter Schranz-Strickner mit 1795 (220 +/- 30 Jahre). Der Hiatler von Harald Vogelsberger mit 1845 (170 +/- 30 Jahre).

 

Nachdem sich diese Altersbestimmung , +/- 40 Jahre - wie beim Milser Bären, auf den Zeitraum der Schlägerung des Baumstammes bezieht, beeindruckt allein die Vorstellung, dass dieser Baum, aus dessen Holz der Milser Bär geschnitzt wurde, noch während oder zumindest kurz nach dem 30jährigen Krieg (1618- 1648) geschlägert worden sein könnte.

 

Der finanzielle Aufwand, der von den Beteiligten in Kauf genommen wurde, um so etwas Licht in die Geschichte der Milser Fasnacht zu bringen, hat sich also gelohnt und zwar nicht nur für die Besitzer der Larven, sondern auch für alle, die sich mit der Milser Fasnacht verbunden fühlen.

 

Für den Milser Matschererverein

 

Christian Pittl

 


Der große Milser Bär...

 

...kann über seine ursprüngliche Bestimmung eine ganz besondere Geschichte erzählen. Im 18. und 19. Jahrhundert war Mils ein bekannter Volksschauspielort mit einer beeindruckenden Freilichtbühne, die aber samt Spieltexten und Requisiten im Jahre 1872 beim Brand des Lorer Wirtshauses vernichtet wurde. Ein wichtiges Inventarstück der alten Bühne war das Krokodil. Nach dem Ende der Spiele wurde aus dem „Krokodil“ ein „Bärenkopf“, der bei Fasnachtsumzügen eine Rolle spielte.

 

(So schreibt der Historiker Dr. Hans Hochenegg in einer Veröffentlichung der UNI Innsbruck 1970). Dass der Bärenkopf um die Jahrhundertwende (1900) an ein Münchner Museum verkauft worden sei, kann aber nicht stimmen. Die Nachforschungen von Dr. Maud Jahn – Nationalmuseum München – haben nämlich ergeben, dass es in den Münchner Sammlungen keinen registrierten Ankauf und keine Maske gibt, die auch nur annähernd auf die Beschreibung des Milser Bären passen würde. Der Theaterhistoriker Josef Greger weist in einer Szenenbeschreibung (Landesmuseum Ferdinandeum) darauf hin, dass bei den Milser Volksschauspielen vor 1872 auch das Bühnenstück des „heiligen Ritters Georgii“ - ein glorreicher Ritterkampf - gespielt wurde und weist auf einen Drachen hin, aus dem später der Milser Bär entstand ist.Das Krokodil war also in Wirklichkeit ein Drache und aus dem Drachen wurde nach 1872 unser Milser Bär. Unzählige Flickwerke und besonders der Zusammenbau des Schnitzblockes mit Holznägeln deuten darauf hin, dass die Entstehung dieser Maske in das 18. Jahrhundert zurückreicht. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Maske vorne an der Schnauze gekürzt wurde um auf solche Weise aus dem „Krokodil“ einen Bären zu machen.

 

Geschrieben: Ehrenmitglied der Milser-Matschgerer Pittl Christian